Evangelische zu Gast in kommunalen Räumen
Seit Jahrhunderten ist Appenweier mehrheitlich katholisch geprägt. Erst durch den Bau der Eisenbahn im 19. Jahrhundert und den Ausbau des Ortes als Eisenbahnknotenpunkt der Rheintallinien ziehen die ersten Evangelischen nach Appenweier.
Seit dem 8. Oktober 1895 feiern die Evangelischen in Appenweier regelmäßig 14-tägig Gottesdienste im alten Rathaus, im alten Schulhaus am Kirchplatz und im heutigen Rathaus II hinter der Polizei.
Von 1909 bis 1994 sind die Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Renchen für die Evangelischen in Appenweier zuständig.
Eine kleine Kirche wird geplant
Heute bilden die Gebäude der Kirchengemeinde ein geschlossenes Ensemble mit viel Grün umgeben. Der Weg dorthin war lang und mühsam.
Vorausschauend erwarb man schon 1905 ein Grundstück für einen späteren Kirchenbau an der Ecke Rheinstrasse/Jakobstrasse, damals ganz am Rand von Appenweier gelegen.
1. Weltkrieg, Inflation und Wirtschaftskrise 1929 sorgten dafür, dass erst Anfang der 1930er Jahre Planungen für den Kirchenbau beginnen konnten.
1936 erhielt der Karlsruher Architekt Kuno Wilderer den Auftrag, einen Entwurf für den Neubau einer Kirche anzufertigen. Doch dieser fand keine Zustimmung bei den Baubehörden der Evangelischen Landeskirche in Karlsruhe: zu groß, zu teuer für so eine kleine Kirchengemeinde. Die zu errichtende Kirche wurde im Entwurf immer kleiner, ohne Kirchturm, ohne Orgelempore, ohne Orgel. Aber immerhin mit einem Dachreiter und zwei Glocken.
Am 28. August 1938 fand die festliche Grundsteinlegung statt und am 16. Juli 1939 weihte Oberkirchenrat Bender – der spätere Landesbischof – die Kirche ein.
Der Evangelischen Kirchengemeinde blieb nur kurze Zeit, sich an ihrer neuen Kirche zu erfreuen. Im 2. Weltkrieg musste 1942 die größere der beiden Bronzeglocken zu Kriegszwecken abgegeben werden. Erst 1960 wurde das Geläut durch eine neue Glocke vervollständigt.
Die Gemeinde wächst und mit ihr die Kirche
Noch zur Zeit des Kirchenbaus zählte die Kirchengemeinde ca.400 Mitglieder. Nach 1945 wuchs die Kirchengemeinde erheblich durch die Aufnahme evangelischer Flüchtlinge und ihrer Familien. Nach 1988 vergrößerte sich die Kirchengemeinde ein weiteres Mal durch den Zuzug von Spätaussiedlern aus den Ländern der früheren Sowjetunion.
1961 erhielt die Kirche eine kleine Orgel der Fa. Walcker, Ludwigsburg. 1969 wurden der Altar, das Taufbecken und die Kanzel von 1939 entfernt und durch die noch heute benutzten schlichteren Prinzipalstücke ersetzt.
1977/78 wurde der Gemeindesaal links neben der Kirche angebaut. Eine Faltwand kann zwischen Kirche und Gemeindesaal geöffnet werden und ermöglicht einen großen Raum für Gottesdienste und andere Anlässe.
2007 bis 2012 wurden umfangreiche Renovierungs- und Sanierungs-arbeiten umgesetzt: ein neues Kirchendach, ein frischer Innen- und Außenanstrich der Kirche, die gesamte Inneneinrichtung der Kirche (Bänke, Altar, Kanzel, Taufe) aufgearbeitet. Schlusspunkt der Renovierung war die Anschaffung künstlerischer Altar- und Kanzel-behänge aus der Werkstatt der Dresdner Textilkünstlerin Annett Hildebrand.
Quellen:
Protokollbücher der Evangelischen Kirchengemeinde Appenweier von 1902 - 2014
Protokollbücher der Evangelischen Kirchengemeinde Renchen von 1905 bis 1995
Bauakten der Diasporagemeinde Appenweier/später Evangelischen Kirchengemeinde Appenweier im Archiv der evangelischen Landeskirche in Baden, Karlsruhe, 1905 bis 1940
Festschrift zum 75. Bestehen der evangelischen Kirche Renchen, 1973
Festschrift zum 100. Bestehen der evangelischen Kirche Renchen, 1998
Faltblatt zum 50. Bestehen der evangelischen Kirche Appenweier, 1979
Die Festschrift ist kostenlos im Pfarrbüro erhältlich.
Pfarrer in Appenweier
Namen | Zeit- |
Helmut | 1926- |
Karl | 1933- |
Gerhard | 1939- |
August | 1947- |
Oskar | 1954- |
Liselore | 1973- |
Rainer | 1981- |
Bernhard | 1986- |
Christoph | 1988- |
Martin | 1995- |
Agnes Gahbler | seit |
Anzahl der Gemeindemitglieder
Jahr | Anzahl |
1906 | 86 |
1913 | 100 |
1920 | 150 |
1933 | 175 |
1935 | 165 |
1970 | 365 |
1990 | 1400 |
1993 | 1600 |
1995 | 1500 |
2000 | 1800 |
2014 | 1850 |
2020 | ..... |